Tel Dan - Naturparadies und Kultstätte der Könige Israels
- Doris Shneydor
- 4. Feb. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Okt. 2021
Kürzlich habe ich wieder den Tel Dan Nationalpark ganz im Norden Israels besucht. Dieser Nationalpark ist eine wahre Perle der Natur. Wenn man das Gelände betritt, fühlt man sich ein wenig wie in den Garten Eden versetzt. Die Vegetation ist üppig, ich habe das Gefühl in einem Dschungel gelandet zu sein. Überall fließen kleine Bächlein und sprudeln Quellen aus dem Boden. Es ist grün und schattig. Naturliebhaber kommen hier absolut auf ihre Rechnung. Der Nationalpark ist ein wahres Naturparadies.
Hier entspringt der Danfluss, der größte der drei Quellflüsse des Jordanflusses. Die Quelle des Danflusses am Fuße des Hermongebirges, aus der jährlich ungefähr 240 Millionen m3 Wasser hervorsprudeln, ist die wasserreichste Quelle des gesamten Nahen Ostens. Ungefähr 8,5 m3 Wasser entspringen der Danquelle jede Sekunde, 365 Tage im Jahr. Das Quellwasser hat eine konstant niedrige Temperatur von 14,5 °C und tritt mit hoher Qualität und Reinheit zutage.

Aber die Natur ist noch lange nicht alles, was dieser Nationalpark zu bieten hat. Bereits ungefähr 7000 Jahre siedeln Menschen entlang dieser wasserreichen Quellen. Im Jahre 1966 wurden unter der Leitung des Archäologen Prof. Avraham Biran Ausgrabungen durchgeführt und sensationelle Funde gemacht. Er entdeckte das monumentale kanaanäische Abraham-Tor, das zur Zeit Abrahams das Tor zur kanaanäischen Stadt Laish gewesen sein soll.
Diese Stadt wurde ca. um 2700 v. Chr. gegründet und von kanaanitischen Stämmen besiedelt. Archäologen gehen davon aus, dass es sich hier bei diesem Tor aus kanaanäischer Zeit, das ca. 4000 Jahre alt ist, wahrscheinlich um einen der ältesten Torbögen Israels handelt. Gemäß Bibelgeschichte könnte es sein, dass Patriarch Abraham auf seiner Verfolgungsjagd, auf der er seinen Neffen Lot von seinen Feinden zu befreien trachtete, tatsächlich bis hierher durchs Abraham-Tor nach Laish kam, wie die Stadt zu biblischen Zeiten hieß.

Die kanaanitische Stadt Laish (auch Leshem genannt) wurde später vom israelitischen Stamm Dan erobert und von da an bewohnt (Ri 18,11-31 EU).
Massive Teile der Stadtmauer sowie des Torkomplexes und Marktplatzes der antiken Stadt Dan sowie der Kultplatz aus der Zeit des Königreiches von Israel wurden ebenfalls bei den Ausgrabungen von Prof. Avraham Biran entdeckt.
Die antike Stadt Dan erhielt seit der Zeit König Jerobeams I. Bedeutung. Nach König Salomos Tod im Jahre 928 BCE, zerfiel das Vereinigte Königreich der Israeliten in das Nordreich von Israel und das Südreich von Juda. König Salomos Sohn Rehabeam wurde König über das Südreich (die Stämme Benjamin und Juda) und Salomos ehemaligem Aufseher Jerobeam fielen die zehn anderen Stämme Israels zu.

Nach der Teilung des salomonischen Reiches erhob der israelitische König Jerobeam die Stadt Dan zur Kultstätte und zur Alternative zum Jerusalemer Tempel. Er wollte verhindern, dass die Bewohner des Nordreiches, weiterhin zum Tempel nach Jerusalem pilgern, um ihre Opfer darzubringen. Er fürchtete, dass er ohne eigene Tempel im Nordreich mit der Zeit den Einfluss auf die Israeliten im Nordreich verlieren könnte, und somit errichtete er zwei Kultstätten im Nordreich: in Dan und in Beth El.
Die Kultstätte in Dan befindet sich an erhöhter Stelle nördlich der Dan-Quelle und wurde bis in die römische Periode zu kultischen Zwecken genutzt. In der Römerzeit wurde die Stadt schließlich verlassen, die Besiedelung verlagerte sich nach Banias. 1838 identifizierte Edward Robinson, amerikanischer Forscher und Theologe, auf einer Reise durch Palästina diesen Tell erstmals mit der biblischen Stadt Dan. Heute ist der Platz des einst riesigen Opferaltars durch ein Metallgerüst markiert.

Bei späteren Ausgrabungen unter der Leitung von Prof. Avraham Biran im Jahre 1993/1994 machte das Archäologenteam einen weiteren sensationellen Fund. Bei der Freilegung eines gepflasterten Platzes entlang des Stadttores und der Stadtmauern der israelitischen Stadt Dan wurde ein schwarzer Basaltblock entdeckt, der die Tel-Dan-Inschrift trug. Dieser zerbrochene Basaltblock, Teil einer Basalt-Stele, war nicht sofort aufgefallen, da dieser Stein sekundär zum Bau wiederverwendet wurde. Dies war der erste außerbiblische Beweis, dass die Dynastie von König David wirklich existierte und nicht nur eine Bibelgeschichte ist. Eine wahre Sensation!
Die Tel-Dan-Inschrift, die in Fachkreisen auch „Haus-David“-Inschrift genannt wird, ist eine Inschrift in aramäischer Sprache zur Erinnerung an den Sieg eines aramäischen Königs über die Königreiche Israel und Juda. Zwar erscheint der Name des Verfassers auf den erhaltenen Fragmenten der Stele nicht, doch handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen König des benachbarten Aramäerstaates von Damaskus. Sprache, Zeit und Ort der Errichtung machen es wahrscheinlich, dass es sich beim Autor um Hasaël oder seinen Sohn Ben Hadad handelt. Die Inschrift in aramäischer Schrift wird von den Archäologen in das 9. oder 8. vorchristliche Jahrhundert datiert.

Sollte die Entzifferung dieser Inschrift korrekt sein, wäre dies der erste archäologische Beleg für die Nennung einer David - Dynastie. Ob es sich bei dieser Inschrift um den biblischen David handelt, muss vorerst offenbleiben. Die Stele ist historisch kein Beweis für ein Vereinigtes Königreich Israel und Juda unter dem biblischen König David. Sie kann aber als Hinweis auf die Existenz einer „Dynastie Davids“ gesehen werden, deren Herrschaftsgebiet in der Inschrift nicht erwähnt wird. Die originale Tel-Dan Inschrift befindet sich heute im Israel Museum in Jerusalem und kann dort im original besichtigt werden.

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